Liegerad 2019 - Kopenhagentour
Kopenhagentour 2019 - vom 12.9 - 15.9 Bergedorf - Kopenhagen
Prolog
Kopenhagen - eigentlich mein Ziel letztes Jahr für einen 4-5 Tage Trip mit dem Fahrrad, aber 4 Tage am Stück waren einfach nicht drin. Im Gepräch zwischen zwei Freunden bekam ich mit, dass sie für diese Jahr eine Tour'de Kopenhagen planten. Auf meine Aussage "Da wollte ich letztes Jahr auch hin" kam prompt die Einladung: "Dann komm doch dieses Jahr mit und nach Kopenhagen". Einige Wochen mußte ich noch warten, zweimal trafen wir uns zu Planung und aus den anfänglich sechs bis sieben Mitradelden wurden dann schnell nur noch vier, letzendlich waren wir dann zu dritt.
Zunächst war angedacht, in nur 2 Etappen von Hamburg nach Kopenhagen zu fahren, wir änderten das dann jedoch in drei Etappen, von denen die erste noch nach der Arbeit am Donnerstag zu absolvieren sein würde. Okay, ich hatte die Woche Urlaub eingereicht, von mir aus hätte es auch am Vormittag losgehen können.
Tag 1 - 12. September
16:45 Uhr Treffen in Kröppelshagen an der Shell Tankstelle, alle sind pünktlich da, ein nettes "Hallo" und dann geht es auch schon los. Vor uns liegen knapp 60 km bis nach Groß Sarau. Mit kräftigem Süd-West-Wind fliegen wir nur so dahin. Chris und Christoph auf ihren Treckingrädern und ich mit dem Wolf hinterher.
Eine kleine Pause gibt es am Schloß Wotersen.
Die Schatten sind schon recht lang und die Sonne steht nicht mehr hoch am Himmel. Die Entscheidung in 3 Etappen zu fahren und dadurch es weitgehend zu vermeiden stundenlang im Dunklen fahren zu müssen, stellt sich als richtig heraus.
Als wir an den Elbe-Lübeck-Kanal kommen, geht auch langsam die Sonne unter. Ab Berkentin macht sich auf den langsam die Dämmerung breit, und der Vollmond geht rund und dick über dem Horizont vor uns auf.
Es ist kurz nach 20:00 Uhr, als wir am Nobiskrug ankommen, der Wirt will schon schließen, und hatte schon alles vorbereitet, dass wir den Schlüssel für die Zimmer aus der Zeitungsrolle nehmen können. Er erbarmt sich unser und serviert und uns noch schnell Schnitzel mit Bratkartoffeln. Essen können wir nur draußen im Biergarten, denn er verabschiedet sich dann auch schnell. Wir essen genußvoll unser Schnitzel und die Bratkartoffeln sind super - so wie Bratkartoffeln sein müssen.
Unsere zwei Zimmer sind einfach, sauber und für den Preis super.
- Start Kröppelshagen : 16:46 Uhr
- Ankunft Groß Sarau : 20:06 Uhr
- Dauer 3:20, davon 0:33 Pause
- Ø in Bewegung 20.7 km/h
- Strecke 58.4km
Tag 2 - 13. September
Um 6:30 klingelt der Wecker, um 7:00 Uhr gibt es Frühstück - diesmal in der Gaststube. Das Frühstück ist einfach, die Brötchen reichen für uns grad so, dazu eine Menge Aufschnitt, aber nur eine Sorte Käse, ein Schälchen mit Marmelade und nur eine Protionpackung mit Honig. Okay, für den Preis, den der Wirt uns in Rechnung gestellt hat, stimmt dann das Preis-Leitungs-Verhältnis. Aber vermutlich auch nur, weil er irgendwas auf der Rechnung vergessen hat.
Gegen 8:00 Uhr machen wir uns auf die Reise. Der Himmel ist ziemlich grau und vereizelt sind kleine Regentropfen unterwegs. Macht nichts, wir fahren los. Aber nach rund 10 Minuten weiten sich die paar Tropfen zu einem Regenguss aus. Anhalten und das Regenzeug rausholen und anziehen ändert nichts an der Tatsache, dass wir klatschnass sind, bevor wir umgezogen sind. Der Regen - mal schwach mal schauerartig verstärkt begleitet uns die nächste Stunde bis nach Lübeck und hindurch.
Zumindest ist es warm genug, dass wir nicht frieren, aber mit nassen Klamotten und nassen Schuhen zu fahren ist wahrlich keine Wonne. Kurz hinter Lübeck verzieht sich das schlechte Wetter und mit jedem km werden wir ein wenig trockener. Entlang der alten B207 fahren wir Richtung Norden, vorbei am Süseler Baum mit der Wasserski-Anlage. Feucht, wie wir immer noch sind, steht uns wahrlich nicht die Lust nach Wassersport. Am Ortseingang von Neustadt finden wir ein Einkaufszentrum am Weg. Der Bäcker hat guten Käsekuchen und heiße Getränke - genau das richtige für uns.
Hin und wieder blinzelt nun die Sonne durch die immer größer werdenden Wolkenlücken. In Neustadt quälen sich die Autos durch die engen Straßen und auch wir müssen da einmal durch. Wieder einmal bin ich erstaunt darüber, wie unsinnig und wenig durchdacht der Radverkehr geführt wird.
Wir verlassen die B207 und fahren teils parallel teils auf der B501 weiter, die Landschaft ist hügelig und wird es immer mehr. Dafür kommt immer mehr die Sonne raus und trockent uns.
Auf super Radwegen hügelauf und hügelab fahren wir Richtung Fehmarnsund.
Kurz vor der Brücke dann die sagenhafte Abfahrt, die uns auf knapp 50 km/h beschleinigt, dann die tolle Überfahrt über die Sund-Brücke:
Beim Italiener in Burg gibt es dann kurz vor 17:00 Uhr die nötige Erneuerung der mitlerweile nach 112 km verbrauchten Energien. Pizza kommt da gut und auch ne 36er läßt sich nach mehr als 100km vertilgen.
Die restlichen gut 10km zum Fährhafen Puttgarden sind schnell absolviert, nach einigem Probieren können wir die Tickets am Autoschalter erstehen und werden zum Warten auf die Spur 1 geschickt. Das Verladen der Fahrzeuge hat schon begonnen, wir sind die Letzen, die an Bord fahren dürfen.
Komischerweise können wir die Räder nur hinstellen, auch auf Nachfrage heißt es einfach nur: einfach hinstellen. Mit ein wenig mulmigen Gefühlen gehen wir an Deck: Ob die Räder nach der Überfahrt noch stehen ?
Rund 45 Minuten dauert die Überfahrt, als wir wieder runtergehen ins Ladedeck, stehen die Räder noch, obwohl es doch recht windig auf der Ostsee war. Kurz vor 19:00 Uhr sind auch wir von der Fähre runter, natürlich werden wir als Radfahrer von den dänischen Zöllnern rausgewunken und kontrolliert. Nachdem unsere Ausweise inspiziert und wir erfaßt wurden, können wir nach wenigen Augenblicken weiterfahren.
In Dänemark erwarten uns gute Radwege und wenig Verkehr. Aber die Sonne geht auch bald unter und es wird schnell dunkel.
Wie gut, dass wir in Burg auf Fehmarn schon gut gegessen haben. Im Bed & Breakfast Vabensted ist nichts mehr zu bekommen und noch mal aufbrechen nach Sakskøbing wollen wir auch nicht.
- Abfahrt Groß Sarau: 7:50 Uhr
- Ankunft in Vabensted um 20:07 Uhr
- Dauer 12:17 davon 2:38 Pause
- Ø in Bewegung 17.1 km/h
- Strecke: 165 km, davon 18km Fähre
Tag 3 - 14. September
Das Frühstück in Vabensted war echt Klasse, es fehlte an nichts.
Schon um 7 Uhr sitzen wir an Frühstückstisch. Christoph geht es heute nicht so gut; es plagt ihn ein mächtiger Schnupfen und Halsweh. Nach dem Frühstück brechen wir pünktlich um 8:00 Uhr auf. Ein letzter Blick zurück und dann sind wie wieder auf dem Rad.
Es ist recht frisch an diesem Morgen, ich nehme sogar meine Herbstjacke, denn es geht ein kalter Nord-West-Wind. Die Straßen sind schnurgerade und die dänischen Inseln sind fast alle mittels Brücken verbunden.
Mit leichten Steigungen und langen leichten Gefällstrecken kommen wir gut voran.
Über die 1938 erbaute Brücke mit langen Rampen kommen wir von Falster nach Seeland. Nebenan wird gerade der Brückenneubau vorbereitet, denn die Brücke macht schon einen alterschwachen Eindruck.
Kalt und extrem windig ist es auf der Brücke. Unser Stop ist nur kurz und der Wind treibt uns an, die Brücke schnell wieder zu verlassen. Leider ist der Fahrradweg in einem sehr schlechten Zustand, so daß wir sogar bei der Abfahrt treten müssen. Aber von der Brücke hat man einen tollen Blick über die Ostsee.
Kurz hinter Vendingsborg verlassen wir auch die 151 bzw 153 und fahren auf kleinen Straßen Richtung Nordosten. Wie schon in Ostholstein geht es auch hier immer wieder die Hügel rauf und runter. Zwischenzeitlich zeigt das Navi eine Höhe von über 70m über NN an.
Und mich erwischt es dann im Nirgendwo zwischen in der Nähe des Ortes Dalby bemerke ich einen ständigen Luftverlust am Vorderrad. Sollte eigentlich keine große Sache sein, aber hier kam nun alles zusammen:
- Mein neuer Reserveschlauch, hat ein auch ein Loch, was wir zuerst nicht wahrhaben wollen.
- Meine Pumpe gibt den Geist auf und auch die Pumpe von Christoph scheint keine Luft in den neuen defekten Schlauch zu pumpen - Klar denn durch das Loch geht die Luft sofort wieder raus.
- Ein vorbeikommender dänischer Radfahrer hilft uns mit seiner Pumpe aus, und als auch die keine Luft in den Schlauch bekommt, wird der alte wieder eigebaut und soweit aufgepumpt, dass wir er bis Dalby schaffen.
An der Tankstelle im Ort wollen wir mittels Luft das Loch suchen und flicken. Aber an Tankstelle 1 kommt keine Luft aus der Luftsäule. Mit letzter Luft im Vorderrad kommen wir zur Shell-Tankstelle an der 151 an. Aber auch hier ist dann die Luftanlage defekt und das junge Mädchen an der Kasse zuckt nur die Schultern. Tja, auch hier kein Glück. Auf dem Weg zur 2. Tankstelle sind wir an einem Trucker vorbeigekommen, der grade seine Scania liebevoll reinigte. Dieser war unser Retter in der Not, und auch wenn er vermutlich diese Zeilen nie lesen wird: Vielen Dank noch mal für die Unterstützung. Er hatte einen Kompressor und wir konnten das Loch im neuen Schlauch finden und flicken, den Schlauch dann montieren und nach rund 1:30 Zwangspause bzw. Langsamfahrt dann endlich weiterfahren.
Auf den ursprünglichen Track sind wir dann nicht zurückgegangen, sondern sind der 151 bis nach Køge gefolgt und haben so ein wenig Zeit gutmachen können.
Gegen 16:15 Uhr sind wir am Hafen in Köge und bestellen Burger und Fritten.
Teilweise an der 151 teilweise auf neuen Radwegen oder auch direkt an der Ostsee nähern wir uns immer mehr unserem Ziel.
- Anfahrt Vabensted : 8:03 Uhr
- Ankunft Kopenhagen: 19:31 Uhr
- Dauer : 11:28 davon 3:00 Pause
- Ø in Bewegung: 17.5 km/h
- Strecke : 148 km
Aufgrund des angeschlagenen Gesundheitszustandes und der doch schon späteren Stunde verzichten wir darauf, noch durch Kopenhagen zu ziehen sondern machen uns einen netten Abend in der Bar des Hostels.
Tag 4 - 15. September
Das Hostel ist knackevoll, denn heute findet in der dänischen Hauptstadt ein Halbmarathon statt und viele der Läufer sind auch im Hostel untergekommen. Um 8:30 Uhr ist im Frühstücksraum entsprechend viel los. Es wird aber schnell leerer.
Chris hat es auch erwischt, er geht nach dem Frühstück noch mal für eine Stunde ins Bett, während Christoph und ich uns aufmachen, die kleine Meerjungfrau zu besuchen. Außer uns sind natürlich schon Scharen von Touris unterwegs und einsam ist es nicht an der Meerjungfrau. 375 km haben wir bis hierher zurückgelegt.
Auf der Rücktour am Schloss Amalienburg können wir noch das Zeremoniell der Wachablösung bestaunen. Die Soldaten mit den großen Fellmützen kommen aus der Wachstube und laufen nach einem genau festgelegtem Muster über den Platz.
Wir fahren zurück zum Hostel, um danach gemeinsam den Gottesdienst von Hillsong in Kopenhagen zu besuchen. Uns erwartet ein moderner Gottesdienst in englischer Sprache.
Nach einem Imbiss im "Living-Room" nehmen wir den Zug um vor 14:52 Uhr nach Frederica, denn die Rückreise kann nicht über die Vogelfluglinie stattfinden, denn derzeit tranportiert die keine Fahrräder. Der Zug ist überbucht, der Platz für die Räder wird auch von Kinderwagen belegt und viele Passagiere müssen stehen oder sitzen auf dem Boden. Umsteigen in Frederica und Flensburg - bis hierher sind wir gut im Zeitplan. In Neumünster ein Zwangsstop von rum 30 Min. Nach rund 6 Stunden und mit einiger Verspätung kommen wir in Hamburg an, verabschieden Chris und fahren Richtung Bergedorf. Kurz vor Boberg bohrt sich bei mir ein Glassplitter in den Reifen, und durchdringt auch den Pannenschutz des "BigApple". Meine Fahrt ändet somit in Boberg und ich lasse mich vom Bus zum Zob Bergedorf bringen. Der 8800 will mich nicht mit nach Geesthacht nehmen, da er zu einem Fahrradtransport nicht verpflichtet ist. Ärgerlich zwar aber na ja, und so muss ich 40 Minuten auf den 8890 warten, der mich dann endlich mitnimmt. Gegen 23:15 bin dann auch ich zu Hause.
Ingesamt waren es vier spannenden Tage mit rund 400 km auf dem Rad. Wir sind alle gut hin und wieder zurück gekommen und hatten eine gute Zeit miteinander.
Vergleich der Radinfratrukturen
Die Radinfrastruktur in Dänemark und insbesondere im Großaum Kopenhagen ist super, deutlich besser als das, was wir von Hamburg kennen. Verglichem mit dem Aufwand, den die Holländer betreiben, aber noch nicht ganz auf der Höhe. Da kann nur Kopenhagen selbst mithalten. In den Rändern wird es deutlich schwächer. Auf dem Land ist die Trennung von Radverkehr und motorisertem Verkehr nicht groß vorhanden sondern es sind "nur Fahrradstreifen" vorhanden - allerdings sind diese meist breit genug, dass man sich als Radfahrer sicher vorkommt. Zudem ist auf dänischen Landstraßen nur Tempo 80 km/h erlaubt, so dass die Fahrzeuge mit geringerer Geschwindigkeit an einem vorbeifahren als in Deutschland.
Die Radwege sind aber überwiegend in einem guten bis sehr guterm Zustand. Wurzelaufbrüche und geflickte Radwege waren die absolute Ausnahme. Hier also mindestens Note 2, die Radwege, die wir in Deutschland gefahren sind haben meist nur die Note 4-5 verdient, da ein zügiges Vorankommen meist durch "Radwegschäden", Wurzelaufbrüche und immer wieder geflickte Oberflächen erschwert wird.
Mir persönlich gefällt das Konzept und die Ausführung der holländischen Radwege am besten.